Warum engagierst du dich an der MedUni Wien?
Ich arbeite wahnsinnig gerne an der MedUni Wien, ABER ich weiß, dass sie es besser kann!
Inwiefern?
Täglich sehe ich, wie meine engagierten KollegInnen auf allen Ebenen einen Top-Job machen. Ich kenne kaum eine andere Institution, an der so viele engagierte, kreative und fleißige Menschen zusammenarbeiten. Aber ich sehe, wie frustran es ist, wenn man zwischen den hohen Ansprüchen an sich selbst und den Tätigkeiten für Klinik, Forschung oder Lehre sich um Bürokratie, Hardware-Probleme, Infrastruktur… kümmern muss.
Wenn ich in 8 Stunden Arbeit nur die mir zugeschriebenen Aufgaben erfüllen müsste, dann könnte ich unglaublich viel weiterbringen. Aber von uns wird erwartet, dass wir neben unserer Tätigkeiten in Lehre und Wissenschaft und/oder Klinik Statistikgenies, Hardware-Beauftragte und Terminvereinbarungsmaschinen sind… Ich fühle mich als eierlegende Wollmilchsau! Das nimmt einem oft den Wind aus den Segeln. Es besteht eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Infrastruktur. Viele fühlen sich alleine gelassen.
Was soll man tun?
Ich habe eine sehr lange Liste ABER: gerade in Wahlzeiten wird häufig verwechselt, für welche Aufgaben, die zu wählende Institution zuständig ist und was ihr Kompetenzbereich ist. Im Fall der Senatswahl können wir vor allem wählen, in welche Richtung sich unsere Universität entwickeln soll: nach welchem Modell soll unsere Karriere verlaufen? Soll Lehre eine wichtige Rolle spielen? etc.
Ich glaube man muss dem Gefühl der eierlegenden Wollmilchsau eine umfangreiche Reform entgegensetzen. Wir fordern daher einen kompletten Betriebsklimawandel!
Die Bedingungen müssen sich ändern, und zwar maßgeblich.
Was würdest du ändern?
Es geht einerseits um die vielen kleinen Handgriffe an die wir uns fast schon gewöhnt haben, dass sie an uns hängen, die uns davon abhalten tatsächlich 8 Stunden Kerntätigkeit zu machen. Es kann nicht sein, dass man privat native Speaker bezahlen muss, um sein Paper fertig zu machen ODER dass man privat Open Access Journals bezahlen muss ODER dass man mit dem Einreichprozess einen ganzen Tag verschwenden muss ODER dass man 20 Minuten in der Warteschleife hängt um einen Termin auszumachen für einen Patienten….
Gerade bei diesen Handgriffen ist eine effektive Arbeitsteilung im Sinne des Ausbaus von TechnikerInnen, Sekretariatsstellen, niederschwellige Statistik-Hotlines… die richtige Lösung.
Andererseits geht es darum die „große Weichen“ für die Entwicklung unserer Universität zu stellen.
Du bist Spitzenkandidatin der GAKU für den Senat. Was ist dir wichtig?
Eine der wichtigsten „Säulen“ dieses Betriebsklimawandels ist die Kommunikation. Mir ist die transparente Kommunikation der VertreterInnen in den Gremien mit den MitarbeiterInnen sehr wichtig. Es ist die Pflicht von gewählten VertreterInnen regelmäßig zu informieren und auch die Stimmung in die Gremien weiterzutragen. Dem Gefühl, dass sich es sich manche richten muss man aktiv entgegen treten, denn dies ist ganz schlecht für den universitären Zusammenhalt.
Als Mutter von zwei kleinen Kindern und Kollegin von vielen KollegInnen, die ebenso Betreuungspflichten haben, muss man sich aktiv einsetzen, dass Vereinbarkeit für Männer und Frauen an der MedUni Wien gelebt werden kann. Hier gibt es massiven Handlungsbedarf!
Außerdem muss endlich Schluss damit sein, dass man unterschiedliche Berufsgruppen- Stichwort Vorklinik/Klinik- an der MedUni Wien gegeneinander ausspielt. Wir sind Alle Teil dieser Institution und das muss auch ressourcenbasiert wertgeschätzt werden.
UND: kaum ein anderes Thema wird derzeit so intensiv besprochen wie die Klimakatastrophe. Es ist inakzeptabel, dass wir uns als Gesundheits- und Bildungsinstitution keine Gedanken über unsere Rolle gemacht haben. Rezent wurde eine Studie zur CO2. Ausstoßung von Unikliniken publiziert- wir müssen diese Verantwortung rasch wahrnehmen!
Das ist ziemlich umfangreich…
Wir wollen eben keine punktuelle Kosmetik, sondern tatsächlich einen Wandel des Betriebsklimas. Den kann man mit den oben genannten konkreten Maßnahmen beginnen und dann weiterbauen: trauen wir uns ein Bild zu denken, in dem AssistentInnen der MedUniWien eine ausgezeichnete Ausbildung genießen, in denen StudentInnen in der Lehre von den Besten lernen dürfen, eine Welt in der MitarbeiterInnen an Spitzenforschung herangeführt und begleitet werden. Stellen wir uns vor, eine Schwangerschaft ist nichts, dass minutiös geplant werden muss, sondern auch passieren darf, weil man darauf vertrauen kann, dass man als wertvolle MitarbeiterIn maximal unterstützt wird. Stellen wir uns vor, männliche Kollegen könnten selbstverständlich Elternkarenzzeiten in Anspruch nehmen…Das würde in der Dynamik einiges verändern.
Ich weiß, dass die MedUni Wien es besser kann- wir Alle sind die MedUni Wien und daher liegt es in unserer Hand!