ao. Univ. Prof. DDr. Harald Leitich kandidiert für den Betriebsrat
Warum kandidierst du als Betriebsrat?
Ich bin schon seit vielen Jahren Mittelbauvertreter an der Frauenklinik und für mich war der Betriebsrat immer eine logische Fortsetzung dieser Tätigkeit. An der Frauenklinik ist es uns gelungen, für viele Bereiche, in denen es um einen Interessensausgleich zwischen Klinikleitung und den MitarbeiterInnen geht, sinnvolle Regelungen einzuführen. Wir haben z.B. unsere neue Dienstzeitregelung fast ein Jahr lang gemeinsam diskutiert und über den endgültigen Entwurf eine geheime schriftliche Abstimmung durchgeführt, bevor wir ihn im Klinikboard vorgestellt haben. Über die Jahre haben wir viele Regelungen gefunden, mit denen alle gut leben können, z.B. über die Zuteilung von Dienstzimmern oder die Aufteilung der Sonderklassegelder.
Das war das Ergebnis kontinuierlicher Mittelbauarbeit, aber auch eines konstruktiven Gesprächsklimas mit unserem Klinikchef, der so wie wir klare Positionen bezieht, aber auch einen sinnvollen Kompromiss schätzt.
Aus diesen guten Erfahrungen an meiner Klinik heraus bin ich überzeugt, dass die Betriebsräte auch auf der Ebene unserer Universität ihre Aufgabe als Vertreter der Arbeitnehmer sinnvoll ausüben können.
Apropos Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz – wie empfindest du die jetzige Situation?
Ich finde es ist eine erstaunliche Leistung, von allen Seiten, wie gut wir es bisher an unserer Universität geschafft haben, unseren Betrieb an die neue Gesetzeslage und noch dazu mit so kurzer Vorlaufzeit anzupassen. Die nächste Hürde wird die Verschärfung der zeitlichen Rahmenbedingungen mit 1.1.2017 sein, aber ich denke, wenn ich wieder an das Beispiel unserer Klinik denke, dass wir auch dafür eine Lösung finden.
Was ich jetzt fürchte ist, dass das Gesetz zwar im EDM eingehalten wird, in der Realität aber die KollegInnen regelmäßig über das erlaubte Stundenmaß hinaus arbeiten. Nach dem Nachtdienst Arztbriefe schreiben statt nach Hause zu gehen, weil man untertags keine Zeit dafür hat – wer kennt diese Situation nicht? Hier müssen wir konsequent sein und so etwas gar nicht erst einreißen lassen!
Welche weiteren Themen liegen dir am Herzen?
Mobbing ist so ein Thema: Für mich ist Mobbing ein Spätsymptom einer Entwicklung, die oft lange vorher beginnt. Oft werden die betroffenen KollegInnen über lange Zeit schleichend marginalisiert, aus der Gruppe an den Rand gedrängt. Das passiert oft über eine schleichende Dequalifizierung, d.h., dass man den Betroffenen immer mehr Qualifikationen abspricht, immer weniger zutraut, immer weniger machen lässt, bis diese am Ende wirklich nichts mehr können. Diesem Prozess könnte man schon präventiv entgegensteuern, indem die Qualifikationen der MitarbeiterInnen regelmäßig monitiert werden. Ein geeignetes Mittel dazu wären die Mitarbeitergespräche, wenn diese wirklich so durchgeführt würden, wie wir uns das erwarten würden, nämlich mit klaren, überprüfbaren Zielen.
Wo siehst du noch Probleme?
Ein weiteres Problem, das, finde ich, unterschätzt wird, ist die Wiedereingliederung nach Karenzzeiten. Hier sehe ich das Hauptproblem darin, dass es meistens keinerlei Plan dafür gibt, was passiert, wenn jemand in Karenz geht und wieder zurückkehrt. Weder gibt es eine Vorsorge dafür, wie die Karenzierten ihre Qualifikationen erhalten, noch einen Plan dafür, in welcher Position sie nach ihrer Rückkehr wieder arbeiten. Auch hier könnten echte Mitarbeitergespräche vor Karenzbeginn einiges leisten, wenn sie genau diese Themen beinhalten würden.
Prof. Harald Leitich ist bereits seit 20 Jahren an der Frauenklinik und hat sich in dieser Zeit mit sehr unterschiedlichen Themen beschäftigt – derzeit arbeitet er an der Abteilung für Lehre und Postgraduelle Fortbildung der Frauenklinik. Er ist seit mehr als 10 Jahren Mittelbauvertreter der Frauenklinik und war bereits in der vorletzten Funktionsperiode Mitglied des Betriebsrats der MedUni Wien.